Denken. handeln. wandeln.

Nachdenkstatt

#nachdenkenhilft

#vollbockaufmorgen

Das Konzept

Unter dem Motto „Denken. Handeln. Wandeln.“ bietet die NachDenkstatt eine transdisziplinäre Arbeitsplattform, in der Akteure und Experten aus Wissenschaft und Praxis zusammen mit Studierenden zu verschiedenen nachhaltigkeitsrelevanten Themen arbeiten. Kern der Zusammenarbeit ist eine dreitägige Workshop-Konferenz, in der gemeinsam gesellschaftlich relevante Lösungsansätze zu vorher definierten Problemen gefunden werden sollen, die wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig praxistauglich sind.

Ausgangslage

Der Lebensstandard der westlichen Industriegesellschaften ist nicht globalisierbar. Bereits heute werden die Grenzen der ökologischen Tragfähigkeit der Erde deutlich überschritten. Im Hinblick auf die globale Ungleichheit ist auch in Deutschland ein Wandel zu einer nachhaltigeren Gesellschaft nötig. Dabei können Individuen eine ebenso wichtige Rolle übernehmen wie Unternehmen, Universitäten und andere Organisationen. Eine nachhaltigere Gesellschaft wird auch von großen Institutionen gefordert und gefördert: Der Wissenschaftliche Beirat für globale Umweltveränderungen (WBGU) forderte 2011 eine „große Transformation” zur nachhaltigen Gesellschaft. 2012 war das BMBF-Forschungsjahr „Zukunftsprojekt Erde“.

Probleme des Nachhaltigkeitskontexts erfordern oftmals Veränderungen und Weiterentwicklungen gerade auf regionaler und lokaler Ebene. Wie genau jedoch Veränderungen vor Ort aussehen können, welche Herausforderungen und Problemlagen sich dabei ergeben und welche Ressourcen dazu benötigt werden oder schon vorhanden sind, ist häufig unklar. Hieran zu arbeiten bedeutet, sich auf einen kleinteiligen Prozess und intensiven Austausch zwischen verschiedensten Akteuren einzulassen.

Ziele

Genau bei dieser Ausgangslage setzt die NachDenkstatt an. Die NachDenkstatt ist eine studentisch organisierte Arbeitsplattform, die Akteure aus Wissenschaft und Praxis (Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft) zusammenbringt, um gemeinsam mit ihnen an der Gestaltung einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Gesellschaft zu arbeiten.

Ziel der Initiative ist es, einem breiten Publikum die intensive Auseinandersetzung mit verschiedenen nachhaltigkeits- oder zukunftsrelevanten Themengebieten zu ermöglichen. Das intensive Auseinandersetzen mit Themen inklusive Inputs von professionellen Akteuren und Diskussionsrunden mit anderen Teilnehmern soll die Teilnehmenden zum Nachdenken und Reflektieren anregen und auf diese Weise ggf. auch den Anstoß für ein Umdenken/Handeln im individuellen privaten Umfeld zu geben. 

Vorgehensweise & Prinzipien

Um diesen Zielen gerecht werden zu können, lässt sich die Initiative in ihrer Arbeit vom transdisziplinären Ansatz leiten. Die Prinzipien, die sich für die NachDenkstatt daraus ergeben, sind aus der systematischen Aufarbeitung des transdisziplinären Ansatzes hergeleitet:

  • Methodisches Vorgehen – Das methodische Vorgehen anhand des transdisziplinären Ansatzes soll eine möglichst effektive und effiziente Steuerung der Transformationsprozesse ermöglichen. Die Mitglieder der Initiative fungieren dabei als methodisch geschulte Moderatoren der Prozesse und Workshops.
  • Berücksichtigung von vielen Sichtweisen und Perspektiven – Transformationsprozesse im Nachhaltigkeitskontext erfordern eine breite gesellschaftliche Mitwirkung. Darum versteht sich die NachDenkstatt als eine Plattform, in der viele verschiedene Sichtweisen und Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis einen Platz und eine Stimme haben können – und das über den gesamten Prozess und alle Phasen des Arbeitens hinweg.
  • Gleichberechtigung – Zentrales Prinzip bei der Zusammenarbeit verschiedener Akteure ist die Gleichberechtigung. Transdisziplinäre Prozesse unterscheiden sich unter anderem von Consulting und Auftragsforschung dadurch, dass Machtstrukturen soweit wie möglich ausgeglichen werden. Aus diesem Grund ist es auch Ziel die Workshops und im Idealfall den Transformationsprozess insgesamt durch eine Ko-Leitung zu organisieren. Diese besteht aus einem studentischen Methodenexperten oder -expertin des NachDenkstatt-Teams und mindestens einem Kooperationspartner oder -partnerin aus Wissenschaft oder Praxis.
  • Prozesscharakter – Die NachDenkstatt als Plattform besteht aus mehr als nur einer Konferenz. Die Arbeit an Nachhaltigkeitsthemen erfordert zeitliche Konstanz und längerfristiges Engagement. Darum ist die NachDenkstatt als Prozess angelegt. Die Workshop-Konferenz ist dabei nur eine (wenn auch eine entscheidende) Phase der Arbeit. Eine Besonderheit transdisziplinärer Prozesse ist die ausführliche Vorbereitung, in deren Zuge sich die beteiligten Akteure gemeinsam und gleichberechtigt auf ein Problemfeld und eine genaue Problemdefinition einigen. Dies mag zunächst trivial klingen, ist aber ein vitaler Schritt in Transformationsprozessen, der sich in der Praxis häufig als sehr komplex und gewinnbringend herausstellt. Begründet wird dieses Vorgehen unter anderem durch den Umstand, dass Missstände und Barrieren bei der Lösung von Nachhaltigkeitsproblemen sich oftmals ergeben, weil verschiedene Akteure ein Problem unterschiedlich wahrnehmen. Die gemeinsame Verständigung auf eine Problemdefinition hilft den Anfangsschwierigkeiten beizukommen und die Kommunikation zwischen den Akteuren zu stärken. Alle folgenden Prozessschritte bauen auf dieser Problemdefinition auf.
  • Integration von Wissenschaft und Praxis – Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis erwirkt die Integration von zwei Arten von Wissen: die theoretischen, abstrakten Erkenntnisse und das Methodenwissen der Wissenschaften und das konkrete, lebensweltliche und empirische Wissen der Praxis. Die gemeinsame und gleichberechtigte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis stellt sicher, dass sowohl Praxisentscheidungen (z. B. politische Entscheidungen) mit wissenschaftlichem Wissen und Erkenntnissen hinterlegt sind, als auch Fragestellungen der Wissenschaft auf entscheidungsrelevante Aspekte der Praxis gelenkt werden. Insbesondere in Hinblick auf Unsicherheiten, die sich durch den gesamten Kontext von Nachhaltigkeitsproblemen hindurch ziehen, ist die Initiierung gegenseitigen Lernens zwischen Wissenschaft und Praxis interessant.

Resultate & Mehrwert

Die konkreten Resultate hängen von der anfänglichen Problemdefinition und den angestrebten Zielen der Prozesse ab. Mögliche Ergebnisse könnten sein: (1) die systematische Erfassung und Dokumentation eines Problems und seiner Rahmenbedingungen und darauf aufbauend das Finden möglicher Synthesepotentiale zwischen verschiedenen Akteuren; (2) die Untersuchung eines oder mehrerer konkreter Lösungsvorschläge zu bestehenden Problemen in transdisziplinärer Weise, also unter Einbeziehung vieler verschiedener gleichberechtigter Sichtweisen aus Wissenschaft und Praxis, etc. In diesem Sinne würde es sich also um etwas wie eine transdisziplinäre Machbarkeitsstudie handeln. (3) Es sind auch weitere Projektansätze vorstellbar, die hier genannten sollen lediglich Möglichkeiten aufzeigen.

Jeder Akteur geht mit seinen Erwartungen und seiner Perspektive in den Prozess. Entscheidend für die NachDenkstatt ist, dass zum Abschluss der Prozesse konkrete Ergebnisse erarbeitet worden sind. Diese sollten entweder für die Praxis oder für die Wissenschaft relevant sein (oder beides), insofern sie die Forschung zu neuen Fragen und Ansätzen anregen und die Praxis mit Lösungsansätzen zu bestehenden Problemen ausstatten. Für Unternehmen und Unternehmer könnten dies Anregungen und Hinweise für ihr (regionales) Risikomanagement sein, konkrete Verbesserungsvorschläge zu Abläufen, Organisation und Strategie oder das Aufzeigen von potentiellen Geschäftsfeldern und (neuen) Kooperationsmöglichkeiten.

Politik und Verwaltung können Entscheidungen und Handlungsstrategien mit Akteuren vor Ort entwickeln und so ihre Wirksamkeit und Akzeptanz steigern. Für NGOs und Verbände besteht die Möglichkeit den eigenen Standpunkt vorzutragen und Veränderungsprozesse mit ihrer Stimme zu bereichern und zu gestalten und ebenso Konzepte und Ideen für eigene Projekte und Strategien. In jedem Fall bietet die NachDenkstatt den Teilnehmenden die Möglichkeit sich mit Akteuren aus anderen Disziplinen und Kontexten über nachhaltigkeitsrelevante Themen auszutauschen und die eigene Perspektive von anderen Standpunkten und Sichtweisen inspirieren zu lassen.

Die Ergebnisse werden dokumentiert und den Teilnehmern der Prozesse zugänglich gemacht, im Idealfall sogar veröffentlicht.

Prozessphasen & Zeitplan

Für die NachDenkstatt ergibt sich analog zum ISOE-Modell das Phasenmodell in Abbildung 1.

Abb 1: Phasenmodell der Nachdenkstatt (linker Teil nach Jahn 2013: 69, dort mit Verweis auf Jahn et al. 2012: 4, rechter Teil eigene Darstellung.)

1. Vorbereitung/Kick-Off-Treffen

Den Auftakt bilden dezentrale Kick-Off-Treffen der einzelnen Workshops, bei denen erste Kontakte zwischen dem Orga-Team und den Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Praxis hergestellt werden. Ziel der Treffen ist eine gemeinsame Problemdefinition des jeweiligen Themengebiets. Im Zuge der Problemdefinition müssen sich die Beteiligten zunächst auf ein Problemfeld einigen und Perspektiven und Ziele des Projektes abstecken. Im Idealfall wird die gemeinsame Problemdefinition schriftlich oder graphisch fixiert, da alle späteren Prozessschritte darauf aufbauen.

2. Die Konferenz

Die dreitägige Konferenz ist der Kern des Prozesses. Sie dient der konkreten Bearbeitung der vorher definierten Problemstellungen. In den einzelnen Workshop-Gruppen wird mit den Kooperationspartnern und Konferenzteilnehmern der Problemkontext analysiert, mögliche Lösungsszenarien entworfen und hieraus Lösungsoptionen abgeleitet. 

3. Nachbereitung

Den Prozessabschluss bilden eine Ergebnisdokumentation der Workshops der NachDenkstatt, die allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt wird. Außerdem findet eine inhaltliche und methodische Evaluation des Gesamtprozesses innerhalb des Orga-Teams statt.

Literatur

Diese Zusammenstellung wurde veröffentlicht in Haack et al. 2015, S. 14–17.

  • Haack, F., M. Nagel, O. Richters, E. Schäfer, S. Wunderlich (2015): Energieeffizienz & Rebound-Effekte im Kontext der Energiewende. VÖÖ e.V.
  • Jahn, T., M. Bergmann, F. Keil (2012): „Transdisciplinarity: Between mainstreaming and marginalization.“ Ecological Economics 79: 1–10

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