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Fast Fashion: alles glänzt so schön neu? (Workshop 2021)
Ökologische und soziale Auswirkungen der textilen Wertschöpfungskette und unsere Rolle als Konsument*innen
Gut zu wissen: Dieser Workshop ist für insgesamt 30 Teilnehmer konzipiert.
Die neue Modesaison steht vor der Türe und beim Blick in den Kleiderschrank denkst Du dir: „Ich hab meine alten Sachen satt, und lass sie in ’nem Sack verrotten. Motte die Klamotten ein, und dann geh ich nackt shoppen*“? Günstige Preise und neue Trends verleiten uns zu immer mehr Konsum…aber wusstest Du, dass die Modeindustrie die zweitgrößte Umweltverschmutzerin auf der Welt ist? Dass die Löhne in den meisten Produktionsländern selten zum Leben ausreichen? Oder, dass sich die weltweite Produktion von Kleidung in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt hat? Während gleichzeitig weniger als 1 % des verwendeten Materials zu neuer Kleidung recycelt wird? Da klingt „alles neu“ doch nicht mehr so verlockend, oder?
Während des Workshops wollen wir mit Euch die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Fast Fashion erarbeiten. Dazu schauen wir uns gemeinsam mit Expert*innen die gesamte textile Wertschöpfungskette an – vom Rohstoffanbau bis zum Recycling. Im Fokus steht die Frage, was wir als Konsument*innen tun können. Wir schließen mit einem Praxisvortrag aus dem Bereich Slow Fashion. Zum Schluss heißt es, „selbst Hand anlegen“ – in einer praktischen Einheit zu Upcycling und Repair verleihen wir Deinen alten Teilen neuen Glanz.
*zitiert aus Song „Alles neu“ von Peter Fox (2008).
Freu dich auf folgende Referent*Innen
Norbert Henzel
Norbert Henzel ist Diplomchemiker und studierte an der FU Berlin. Er hat 5 Jahre in einem Umweltanalytikinstitut zu den Themen Wasser – Boden – Luft – Textilien gearbeitet. Seit 22 Jahren ist er am Institut für Materielle Kultur der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg im komplexen Feld „Bekleidung und Nachhaltigkeit“ in der Lehre tätig, sowie auch in den Bereichen Restaurieren/Konservieren im Museum sowie (asiatische) Jugendkulturen.
Im Rahmen Vortrags wird Norbert Henzel mit uns hinter die Kulissen der Faserproduktion schauen und Hinweise dazu geben, wo die ökologischen Schwächen und Stärken der am häufigsten eingesetzten Fasern für Bekleidung liegen. Nichts mehr aus Baumwolle tragen, wegen der Pestizide? Stattdessen lieber Viskose oder Tencel wählen, da dafür der tolle Rohstoff Eukalyptus verwendet wird? Oder doch gleich alles aus recyceltem Polyester? Daneben gibt es noch einen Exkurs zu den Auswirkungen häufig eingesetzter „Veredelungen“, also den Chemikalien, die für Farbe oder die funktionellen Eigenschaften von Kleidung sorgen.
Ariane Piper
Ariane ist Verfechterin fairer Mode und Expertin für die Themen: Wissenstransfer, Kampagnen und Lösungen für Verbraucher und die Industrie. Während mehrerer Studien- und Arbeitszeiten rund um den Globus erlebte sie die Bedeutung der Interdisziplinarität dieser Arbeitsfelder – die Kommunikation über die Auswirkungen von Mode ist entscheidend, für einen systematischen Wandel.
Ariane hat einen M.A. in interkultureller Kommunikationswissenschaft von der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und an der Carl von Ossietzky Universität im Bachelor Materielle Kultur Textil studiert. Sie hat als Beraterin für die Modeindustrie gearbeitet und sich entschieden nur noch Herzensprojekte umzusetzen: Als Unterstützerin der ersten Stunde wurde sie 2016 Landeskoordinatorin für Fashion Revolution Germany, arbeitet als Koordinatorin bei Green Fashion Tours sowie als freiberufliche Dozentin z.B. für FEMNET e.V..
Ariane wird mit uns insbesondere die sozialen Auswirkungen der Fast-Fashion Industrie erarbeiten. In interaktiven Sessions suchen wir gemeinsam Antworten auf folgende Fragen: Wie sehen die Arbeitsbedingungen und Löhne in den Produktionsländer aus und was sind die Hintergründe? Warum sind vor allem Frauen, die in der Bekleidungsindustrie arbeiten, von Diskriminierung und Gewalt betroffen? Können wir als Konsument: innen etwas daran ändern? Sind Siegel eine Lösung? Und was sind Möglichkeiten und Grenzen bei Recycling und Entsorgung unserer Altkleider?
Annisa Hendrato
Annisa Hendrato ist Mitbegründerin sowie CBO und CTO des nachhaltigen Unternehmens „Noesa“. Sie studierte Design and Visual Communications an der Bina Nusantara Universität, Jakarta, Indonesien und erhielt 2012 ihren Abschluss.
Nach ihrem Abschluss reise sie gemeinsam mit einer Freundin auf die indonesische Insel Flores, sie waren fasziniert von den Farben und der Ikat Webtechnik der Bewohner*innen des Dorfes Watublapi. Annisa arbeitete als Designerin in einem Verlag mit Schwerpunkt auf Kunst- und Fotografiebüchern. Doch die Begeisterung der beiden Freundinnen für Ikat hielt an und mündete zwei Jahre nach der Reise in die Gründung des slow fashion label „Noesa“. Die Watubo fertigen die Stücke (z.B. Brillenketten und Kamerabänder) unter fairen Bedingungen mit nachhaltigen Materialien und nach traditionellen Techniken. Durch das moderne Design wird das kulturelle Erbe fortgeführt.
Annisa wird uns unter anderem von erzählen, wie sie mit ihrem nachhaltigen Textil- und Bekleidungsunternehmen dazu beiträgt die traditionelle Webtechnik am Leben zu erhalten, indem sie sie einer neuen Zielgruppe zugänglich macht. Zudem wird sie uns zeigen, wie mit natürlichen Pflanzenextrakten umweltfreundlich gefärbt werden kann und Abfall reduziert wird.